Freitag, 16. März 2007

Markttechnik:

Unter dem Begriff Markttechnik versteht die Börse auf Formeln basierende Systeme, Indikatoren genannt – die Auskunft über den momentanen Zustand eines Index, einer Devise, Aktie oder des Rentenmarktes geben. Ändert sich dieser Zusand eines Marktes deutlich, erzeugen die markttechnischen Indikatoren entweder ein Kauf- oder Verkaufssignal, welches dem Anleger zeigt, dass ein Wert kaufenswert ist oder man ihn jetzt besser verkaufen sollte. Die Erwartung nach einem Kaufsignal ist ein weiterer Kursanstieg, im Gegenzug nach einem Verkaufssignal ein Kursrückgang.
Die Indikatoren werden – je nach ihrer speziellen Aufgabe – in vier Gruppen unterteilt. Wir stellen Ihnen nun diese Gruppen vor und nennen zu jedem Bereich den jeweils bekanntesten, am meisten verwendeten Indikator als Beispiel. Im Anschluß folgen einige interessante Tips zum optimalen Umgang mit der Markttechnik!
Die für den Anleger sicherlich wichtigste Gruppe sind die Trendfolgeindikatoren: Sie messen, ob der Auf- oder Abwärtstrend eines Wertes noch intakt ist. Der am häufigsten verwendete Trendfolgeindekator ist dabei der sogenannte MACD. Dieser Indikator setzt sich aus verschiedenen komplex berechneten Durchschnittswerten des beobachteten Kurses zusammen. Daraus entsteht der Indikator selbst und eine Signallinie – Überkreuzt der Indikator diese Signallinie nach oben, liegt ein Kaufsignal vor. Damit wird angezeigt, dass ein vorher bestehender Aufwärtstrend beendet ist und nun ein Kursanstieg folgen wird. Fällt der Indikator unter diese Signallinie, wird ein Verkaufssignal erzeugt. Dass heißt: der Aufwärtstrend ist zu Ende, ein Abwärtstrend kann beginnen!
Die Indikatoren aus der Gruppe der Oszillatoren zeigen an, ob ein Markt zu weit nach oben oder unten ge- laufen ist und daher eine Gegenbewegung zu erwarten wäre. Die meisten die diese Oszillatoren bewegen sich dabei in einer Werteskala, die von 0 bis 100 reicht. 0 bedeutet ein viel zu stark gefallenen, 100 einen deutlich zu stark gestiegenen Kurs. Der bekannteste Vertreter dieser Gruppe ist der Stochastik-Oszillator. Er besteht aus einer zumeist durchgezogenen dargestellten Indikator- und einer in der Regel gestrichelt gezeich- neten Signallinie. Diese beiden bewegen sich innerhalb einer Skala von 0 bis 100 – wobei Werte über 80 einen stark gestiegenen – das heißt überkauften Markt anzeigen, Stochastik-Werte unter 20 hingegen einen
zu stark gefallenen, überkauften Markt bedeuten. Ein Kaufsignal liegt beim Stochastik-Oszillator dann vor, wenn der Indikator seine Signallinie nach oben kreuzt und zudem aus der überkauften Zone unter 20 nach oben steigt. Für ein Verkaufssignal gelten die gegenteiligen Voraussetzungen, dass heißt ein Überkreuzen des Indikators und der Signallinie nach unten und der Rückgang unter 80.
Die Sentimentindikatoren auch Stimmungsindikatoren genannt, basieren auf der immer bewiesenen Erkenntnis, dass ein Markt zumeist dann kurz vor einer Trendwende steht, wenn die Stimmung einen Estremwert erreicht. Der Grund ist eigentlich völlig logisch: Wer zum Beispiel optimistisch für den Aktienmarkt ist, also steigende Kurse erwartet, hat natürlich bereits Aktien gekauft. Sind nun alle Marktteilnehmer zu Optimistisch geworden, bleibt niemand mehr übrig, der noch Aktien kaufen könnte. Die Konsequenz ist, dass die Kurse dann mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder zurückgehen werden. Umgekehrt ist es ein gutes Zeichen, wenn jedermann mit fallenden Kursen rechnet. Hat auch der letzte Anleger wegen dieser negativen Meinung seine Aktienbestände verkauft, sind keine weiteren Verkäufe mehr zu erwarten, die Kurse können also wieder steigen.
Ein viel verwendeter Indikator aus diesem Bereich ist der TRIN. Er mißt – vereinfacht ausgedrückt – anhand der Umsätze in Calls und Puts im Bereich des Optionsmarktes die Stimmung der Marktteilnehmer. Liegen zum Beispiel die Umsätze der auf steigende Kursaussichten Calls sehr hoch, ist das ein Beleg für zu hohen Optimismus – und bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit eines baldigen Kursrückgangs hoch ist. Werden umgekehrt sehr viele auf fallende Kurse ausgerichteten Puts gehandelt ist der Pessimismus der Marktteilnehmer folglich bereits sehr hoch, die Börse kann also bald wieder steigen.
Wichtig ist im Zusammenhang mit Stimmungsindikatoren zu wissen, dass man sie nicht für sich alleine gestellt verwenden sollte, da sie keine eigentliche Kauf- oder Verkaufssignale erzeugen, sie können aber durch andere Indikatoren suggerierte Situation bestätigen. Wenn zum Beispiel der MACD ein Verkaufssignal erzeugt und damit zeigt, dass ein Aufwärtstrend zu Ende ist und der TRIN gleichzeitig einen sehr hohen Optimismus anzeigt, ist die Wahrscheinlichkeit eines stärkeren Kursrückgangs besonders hoch.
Nachdem wir nun Trendfolgeindikatoren und Oszillatoren kennen, deren Kauf- oder Verkaufssignale einen guten Anhalt für die zu erwartende Richtung der Kurse geben – und diese Erkenntnisse noch zusätzlich durch Hinweise der Stimmungsindikatoren untermauert werden, bleibt uns die Markttechnik nur noch die Antwort auf die letzte, offene Frage schuldig: Lohne es sich überhaupt, bei einem Kauf- oder Verkaufssignal zu investieren oder anders gesagt: Existiert überhaupt ein Trend, der stark genug ist, um ausreichende Gewinne zu erzielen? Denn die Börse bewegt sich nicht nur auf- oder abwärts, sondern manchmal auch träge seitwärts. Und dann wäre es sicherlich besser, sein Geld in einen anderen Bereich zu investieren. Die Ant- wort auf diese Frage geben uns die Trendintensitätsindikatoren. Der ADXR ist hierbei einer der bekanntes- ten. Er zeigt ausschließlich an, ob ein Trend vorliegt oder nicht. Die Trendrichtung hingegen muß man da- nach zum Beispiel anhand des MACD ablesen. Diese Interpretation des ADXR ist dabei sehr einfach: Steigt die ADXR-Linie an, besteht ein Trend, fällt sie, ist kein Trendverhalten mehr vorhanden, eine Investition – egal ab auf fallende oder steigende Kurse ist daher weih lukrativ.
Die Kenntnis der oft sehr komplexen Formeln zur Berechnung der Indikatoren ist für die korrekte Anwen- dung nicht notwendigerweise erforderlich. Es gibt aber bei den Anwendungsmarkttechnischen Indikatoren einige einfach Tips, die es zu beachten lohnt:
Wir hatten bereits angesprochen, dass man für eine Kauf- oder Verkaufsentscheidung nicht nur einen Indi- kator alleine heranziehen sollte. Am besten ist es, jeweils einen Indikator aus jeder Gruppe zu benutzten und das daraus entstehende Gesamtbild dann am besten noch mit der charttechnischen Situation zu vergleichen. Denn vergessen Sie bitte nicht: Indikatoren sind keine Zauberei und daher niemals hundertprozentig treff- sicher. Aber je mehr Indikatoren die gleiche Aussage haben, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie auf der richtigen Seite stehen werden, wenn Sie den Signalen folgen.
So sollten wirklich immer erst dann aktiv werden, wenn die Indikatoren ein Signal generiert haben. Viele Anleger greifen schon vor einem ihrer Meinung nach sicher bevorstehenden Kauf- oder Verkaufssignal zu, um nach Möglichkeit noch mehr Gewinn zu erzielen. Doch oft setzt ein Indikator auf seiner Signalline wieder auf und dreht in die Gegenrichtung. Sie stünden dann auf der falschen Seite, und müßten Ihre Posi- tion mit Verlust wieder verkaufen – Geduld und Gelassenheit machen sich also wirklich bezahlt!
Jeder Indikator kann unterschiedliche Zeithorizonte aufweisen, ganz nach Ihren Wünschen. So kann sich der Stochastik-Indikator zum Beispiel auf die Tageskurse genauso wie auf Wochen- oder gar Monatskurse eines
Wertes beziehen. Sie sollten für Ihre Zwecke am besten nur den Zeithorizont verwenden, der Ihrem persönlichen Anlagestil entspricht. Sind Sie ein langfristiger Anleger, sind Sie mit einem Stochastik-Indikator auf Wochen- oder Monatsbasis am besten beraten, denn die Vielzahl von Kauf- oder Verkaufssignalen eines Tages-Stochastik betreffen nur jeweils kurzfristige Trends!
Wichtig: Die Themen – Zyklentechnik, Charttechnik und Sentimenttechnik – behandeln wir in unserem Report nicht, da diese Bereiche für Sie als Anfänger zu kompliziert und verwirrend sind, bevor Sie sich mit diesen Themen beschäftigen, sollten Sie mindestens sechs Monate Erfahrung an der Börse haben!

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