Freitag, 16. März 2007

Derivate:

Schon seit langem gibt es an der Börse die Möglichkeit, in jeder Kursbewegung – egal ob auf – oder abwärts
– Gewinne erzielen zu können. Wer sich ausschließlich auf den Erwerb von Aktien beschränkt, macht bei steigenden Kursen Gewinn, verliert aber unweigerlich, wenn die Aktie fällt. Die sogenannten Derivate, das sind Optionen, Optionsscheine und Futures, geben Ihnen dagegen die Chance, auch dann Geld zu verdienen, wenn die Börse nach unten geht. Doch nicht nur das: Beim Handel mit Derivaten werden Sie noch zudem mit einem weitaus höheren Gewinn belohnt – als wie bei Aktien. Allerdings wird ein Fehler auch mit höheren Verlusten bestraft. Wir werden Ihnen nun kurz und übersichtlich gefaßt erklären, was Derivate eigentlich sind: Optionsscheine (engl. Warrants):
Optionsscheine geben Ihnen die Möglichkeit, bei Aktien, Devisen, Anleihen oder Indizes (z.B. DAX) auf steigende oder fallende Kurse zu spekulieren, und dabei gleichzeitig wegen des geringeren Kapitaleinsatzes weitaus höhere Gewinne zu erzielen. Und das funktioniert so: Ein Optionsschein ist ein auf eine festgelegte Laufzeit zeitlich beschränktes recht einen Basiswert zu einem ebenso von vornherein festgelegten Kurs zu kaufen oder aber zu verkaufen. Sie können diese Optionsschei- ne genauso wie Aktien bei Ihrer Bank kaufen, und jederzeit wieder verkaufen. Der Basiswert kann dabei wie schon gesagt nahezu alles sein. Wir nehmen hier als Beispiel die Siemens-Aktie:
Sie glauben, dass die Siemens-Aktie in der nächsten Zeit kräftig steigen wird. Aktuell notiert sie bei 50 Euro. Nehmen wir an, dass Sie Recht behalten: Der Kurs der Aktie steht einen Monat später bei 60 Euro. Hätten Sie bei 50 gekauft, könnten Sie dann einen ansehnlichen Gewinn von 10 Euro bzw. 20% verbuchen. Nicht schlecht! Aber was wäre wenn Sie statt der Aktie einen Optionsschein gewählt hätten, der auf stei- gende Siemens-Kurse ausgerichtet ist? Optionsscheine, die bei steigenden Kursen des Basiswertes mehr wert werden, heißen “Call”. Wer von fallenden Kursen des Basiswertes profitieren möchte, muß dagegen einen “Put” wählen. Anders gesagt: Um am Anstieg des Siemens-Kurses weiter mehr als beim Kauf der Aktie zu verdienen, hätte man einen Siemens-Call kaufen müssen. Diese Optionsscheine beinhalten, wie schon gesagt, dass auf die sogenannte Laufzeit beschränke Recht, einen Basiswert zu einem festgelegten Kurs zu kaufen oder aber zu verkaufen. Dieser festgelegte Kurs wird “Basispreis” genannt. Nehmen wir an, Sie hätten einen Siemens-Call mit Basispreis 40 Euro gekauft. Dafür hätten wir, 12 Euro bezahlt. Wie kommt dieser Preis zustande? Der Preis, den Sie für dieses zeitlich beschränkte Recht, einen Basiswert zu einem von vornherein festge- legten Kurs zu kaufen oder aber zu verkaufen bezahlen müssen, setzt sich aus zwei Faktoren zusammen. Zum einen der sogenannte innere Wert. Mit diesem Optionsschein haben Sie das Recht, vom Herausgeber dieses Scheins – zumeist eine Bank – eine Siemens-Aktie zu bekommen, und müssen dafür nur 40 Euro be- zahlen. Da Siemens an der Börse aber im Moment 50 Euro kostet, liegt der innere Wert des Optionsscheins bei 10 Euro – die Differenz zwischen dem Basispreis und dem aktuellen Börsenkurs. Dazu kommt dann das sogenannte Aufgeld. Das Aufgeld ist von der noch verbleibenden Laufzeit abhängig und wird auch als Hoff-
nungsprämie bezeichnet. Denn je länger ein solcher Optionsschein noch läuft, desto höher sind die Gewinn- chancen. Deswegen sind die Anleger bereit, bei einer längeren Laufzeit ein wenig auf den tatsächlichen, inneren Wert “draufzulegen”. Nun aber zurück zum Beispiel. Sie haben also 12 Eoro bezahlt, als Siemens bei 50 Euro notierte. Der Kurs ist dann auf 60 Euro gestiegen. Bei gleichbleibenden Aufgeld würde der Optionsschein jetzt 22 Euro kosten
– errechenbar aus der vorangegangenen Formel: Börsenkurs 60 Euro minus Basispreis 40 Euro sind 20 Euro plus eben zwei Euro Aufgeld gibt 22 Euro! Mit derselben richtigen Einschätzung des zukünftigen Siemens-Kursverlaufs hätten Sie also auch in diesem Fall 10 Euro verdient. Das Sie aber für diesen Verdienst weniger Kapital investieren mußten, ergibt sich daraus ein prozentualer Gewinn von über 83 Prozent – statt 20 Prozent beim Kauf der Aktie. Und wenn Sie nun denken, dass Siemens nach Erreichen dieser 60 Euro wieder fallen wird, verkaufen Sie einfach den Call und setzten mit einem Put auf fallende Kurse.
Nachdem das Prinzip nun klar ist, noch einige Tips zur Auswahl des “optimalen” Optionsscheins:
Optionsscheine gibt es für nahezu alles, und selbst innerhalb eines bestimmten Wertes ist die Auswahl riesig. Wenn Sie einen Optionsschein auf die Siemens-Aktie wünschen, können Sie unter einer Fülle von Scheinen wählen, Optionsscheine auf den US-Dollar sind sogar kaum noch zu zählen. Daher müssen Sie bei der Auswahl auf folgendes achten:
Gerade kurz vor Ablauf der Laufzeit baut sich das sogenannte Aufgeld sehr schnell ab. Sie sollten daher Optionsscheine wählen, die zumindest noch die auch steuerliche “interessante” Laufzeit von einem Jahr auf- weisen. Denn das Ende der Laufzeit bedeutet: Der Optionsschein “verschwindet” aus dem Handel. Daher sollte man immer rechtzeitig vor dem Ende der Laufzeit wieder verkaufen.
Die Börse ist ein stetiges Auf und Ab. Daher gibt es immer auch Optionsscheine, die überhaupt keinen inneren Wert aufweisen, da der Basispreis über dem Börsenkurs liegt – Beispiel: Ein Call-Optionsschein hat den Basispreis 60 Euro, der Kurs liegt aber derzeit bei 50 Euro. Das heißt: Der zu zahlende Preis ist in diesem Augenblick geringer, und besteht “quasi” nur aus dem Aufgeld. Steigt der Börsenkurs auf 70 Euro, haben Sie natürlich einen Riesengewinn erzielt. Aber Vorsicht: Wenn Sie zum Beispiel einen Call gekauft haben und der Basispreis fällt statt wie erwartet zu steigen, ist schnell das gesamte Kapital was Sie einge- setzt haben verloren – vor allem, wenn dann auch noch die Laufzeit endet.
Es gibt Optionsscheine, bei denen ein Schein zum Kauf (oder Verkauf) z.B. einer Siemens-Aktie berechtigt. Es gibt aber genauso Optionsscheine, bei denen Sie zwei, fünf, zehn oder mehr Scheine zum Kauf eines Basiswertes benötigen. Diese Relation heißt Bezugsverhältnis und wirkt sich natürlich auf den Kaufpreis aus: Wäre das Bezugsverhältnis bei einem Siemens-Call 10:1, läge der Optionsscheinkurs natürlich nur bei einem Zehntel, also in unserem Beispiel 1,20 Euro. Auf den möglichen Gewinn oder Verlust hat dies aber keinen Einfluß!
Vergessen Sie bitte nicht: Die Chance auf weitaus höhere Gewinne beinhaltet natürlich auch ein größeres Verlustrisiko. Doch selbst wenn alles schief gehen sollte: Der Investor kann nie mehr als seinen Einsatz verlieren, aber die Gewinnchancen sind im Gegenzug immer “unbegrenzt”! Trotzdem: Investieren Sie bitte immer nur einen Teil Ihres Kapitals in Optionsscheine und setzten Sie auch dann niemals alles auf eine einzige Karte!

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